Die Deutschen Filmfestspiele (kurz DAFF) fanden 2021 Pandemie-bedingt zum zweiten Mal online statt und sind am 1. August mit einer würdigen Online-Preisverleihung zu Ende gegangen.
Ich hatte die Ehre, dieses Jahr Teilnehmer der DAFF zu sein – jedoch nicht als Autor, sondern als Mitglied der dreiköpfigen Gesprächsrunde, an der Seite der erfahrenen Kolleg:innen Jaqueline Pante (Italien) und Dr. Helmut Ludwig (Deutschland) – und blicke auf eine großartige Erfahrung zurück.
Die Festivals des Bundesverbands Deutscher Film-Autoren (BDFA) sind ähnlich aufgebaut wie in Österreich. Nach Festivals innerhalb der Landesverbände wird eine Auswahl an Filmen zu den Bundesfilmfestivals gemeldet, die nach Genres aufgeteilt sind – es gibt zwei Festivals für dokumentarische Filme, eines für Naturfilme und eines für Fiction-Filme. Die DAFF bilden die Krone des Ganzen und zeigen einen Querschnitt von besonderen Filmen aus den Bundesfilmfestivals. Eine Gesprächsrunde, zusammengesetzt aus drei Teilnehmer:innen, verleiht sieben Filmpreise, außerdem wird ein Publikumspreis vergeben.
Ein Online-Festival hat auch Vorteile
Das Online-Format ermöglichte es, die Filme im eigenen Tempo über vier Wochen anzusehen. Der Zugang zu den Filmen erfolgte sicher im BDFA-Mitglieder-Portal – übersichtlich und einfach zugänglich gestaltet. Die aus Vimeo eingebetteten Videos ließen sich hervorragend auf den eigenen Fernseher oder das Heimkino übertragen und liefen in bester Qualität ohne Probleme ab.
Den Komfort, manchen Film oder auch nur manche Szene ein zweites Mal ansehen zu können, habe ich an diesem Format besonders geschätzt. Gerade für Juroren ist es ja unglaublich wichtig, stets aufmerksam zu bleiben – hat man da einen wichtigen Moment verpasst, weil man z. B. gerade Notizen macht, ist das bei Live-Veranstaltungen unumkehrbar. Aber auch herausfordernde Filme, die dem Betrachter viel Interpretationsspielraum geben, kann man durch mehrfaches Betrachten besser wirken lassen.
Ein tolles Programm und sieben Filmpreise
Die Teilnehmer:innen der Gesprächsrunde hatten rund drei Wochen Zeit für die eigene Einschätzung. Anschließend trafen wir uns in einer Online-Besprechungsrunde, moderiert vom erfahrenen BDFA-Kollegen Jürgen Richarz, um die Filme einzeln zu besprechen. Der Austausch war bereichernd und vor allem wertschätzend – wir haben uns allesamt engagiert, um den Werken auf hohem Niveau in unserer Diskussion auch gerecht zu werden. Die sieben BDFA-Filmpreise gingen dann auch ohne große Diskussionen an durchaus unterschiedliche und besondere Werke. Drei Dokumentationen über persönliche Eindrücke vom Klimawandel, eine Mehrgenerationen-Puppenspieler-Familie sowie das Wirken von Hugo Junkers, drei Spielfilme über eine gescheiterte Vater-Tochter-Beziehung, die Relativität von Faktischem und die Herausforderungen der sozialen Medien sowie ein Experimentalfilm über Selbstfindung und -reflexion waren am Ende die verdienten Preisträger der diesjährigen DAFF.
Aus meiner Sicht waren aber nicht nur diese sieben Filme beindruckend, sondern der gesamte Mix des Programms überaus sehenswert und bereichernd. Vor allem fand ich die wachsende Zahl an Filmen, die sich kritisch mit relevanten gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, bemerkenswert – für einen Spielfilm, der sich in beeindruckender Dichte mit Vorurteilen gegenüber Randgruppen befasste, gab es dann auch noch einen verdienten Special Award des BDFA.
Mein persönliches Highlight der diesjährigen Filme – und nach der Preisverleihung kann ich das ja sagen – war jedenfalls der Film “schreibt…” von Hans Höpfner und Lukas Hildebrand, der sich mit den Herausforderungen der digitalen Welt für junge Menschen auseinandersetzt und eindrucksvoll zeigt, dass man sich als Teenager heute nicht nur in der Realität, sondern auch im Digitalen durchkämpfen muss. Dass das oft schwieriger ist als früher, zeigt sich eindrucksvoll. Auch die Umsetzung ist großartig gewählt – erfrischend innovativ und wirkungsvoll. Jeder betrachtet ja Filme auf seine Weise – bei mir löst ein derartiger Film am Ende einfach Bewunderung und Freude aus, dass der Film so geworden ist wie er ist.
Mein persönliches Fazit
An den DAFF 2021 hat mich begeistert, wie erfahren man sich im BDFA bereits im zweiten Jahr der Herausforderung des Online-Formats gestellt hat, welche Dichte an guten Filmen grundsätzlich und vor allem auch im Pandemie-Jahr zustande gekommen ist und wie harmonisch Ablauf und Gesprächsrunde waren. Die Online-Preisverleihung gibt es auf Vimeo und YouTube zu sehen.
Aber – trotz mancher digitaler Vorzüge hoffe ich dennoch, dass die DAFF 2022 wieder in Präsenz stattfinden und ich als Zuseher dabei sein kann!
Darüber hinaus bin ich gespannt, welche Aspekte des digitalen Formats vielleicht auch in Zukunft Mehrwert für die Gemeinschaft der Filmschaffenden stiften können – man denke nur an Mitglieder:innen, für die die Anreise zu beschwerlich geworden sind.