„Egal ob Smartphone, GoPro oder Kamera – wir wollen deinen Film sehen!“
Unter diesem Motto findet vom 22. bis 24. Juni das erste Jugend Filmfestival Fieberbrunn in Tirol statt. Das Festival wird vom Verband Österreichischer Film-Autoren veranstaltet und vom Filmklub Fieberbrunn ausgerichtet. Organisiert und durchgeführt wird es hauptsächlich von den Jugendlichen selbst, namentlich vom Team rund um Sophie Brunner, Martha Schwaiger, Alexander Waltl und Elena Rothmüller.
Das Festival beginnt am Freitag im Festsaal Fieberbrunn mit dem preisgekrönten, österreichischen Spielfilm „Maikäfer, flieg“. Da es gelungen ist die Regisseurin des Films, Mirjam Unger und Kamerafrau Eva Testor in die Jury für das Festival zu bekommen, kann das Publikum mit den beiden über deren Film sprechen.
Am Samstag werden 30 Filme von jungen Filmemachern (U25) gezeigt und von der Jury besprochen. Durch das Programm führt Max Gruber. Die Jury setzt sich aus Mirjam Unger, Eva Testor, Horst Günther Fiedler und Helmut Mitter zusammen. Die fünfte Stimme hat das Publikum, das via Smartphone nach jedem Block seine Wertung abgeben kann.
Das Niveau der Filme ist sehr unterschiedlich. Gezeigt werden stopmotion Legofilme, gezeichnete und animierte Filme, Image-, Urlaubs- und Spielfilme, Reportagen und Portraits. Ihnen allen sieht man die Motivation und Freude, mit der sie gemacht wurden an, auch wenn die technischen und dramaturgischen Herausforderungen manchmal noch nicht optimal gelöst wurden.
Leider sind nicht nur wenig Zuschauer gekommen, sondern auch wenige Autoren der gezeigten Filme. Die anwesenden werden von der Jury während der Besprechung auf die Bühne gebeten. Es ist genug Zeit, auf die Filme einzugehen und etwas über ihre Entstehung zu erfragen, wobei auch das Publikum zum Mitreden eingeladen ist.
Bis zum letzten Filmblock bleibt es spannend und unklar, welcher der gezeigten Filme den Wettbewerb gewinnen wird. Doch dann kommt „Surprise me“ – ein 14 minütiger Spielfilm:
Bis auf eine winzige Nebenrolle spielt nur ein Darsteller an nur einem Drehort – seiner Wohnung. Es gibt keinen gesprochenen Dialog. Buch, Regie, Kamera und Schnitt sind vom 19jährigen Simon Mück. Der Film ist eine Offenbarung. Er erzählt eine spannende Geschichte, die zum Nachdenken anregt und darüber hinaus beeindruckt er durch die schauspielerische Leistung, die ästhetische Bildgestaltung und einen ruhigen, die melancholische Stimmung unterstreichenden Schnitt.
Simon Mück gewinnt mit “Surprise me” den Wettbewerb, eine Goldmedaille und den Sonderpreis Spielfilm. Den ganzen Film kann man sich hier auf YouTube anschauen.
Die Jury vergibt nur eine weitere Goldmedaille für den stopmotion Legofilm “(K)night Times” von Andreas Bitzan und Alexander Leitner. Alle weiteren Ergebnisse sind in der Ergebnisliste ersichtlich. Die Preisträger können sich freuen, denn es werden gesponserte Sachpreise – Softwarepakete für Videobearbeitung – im Wert von über € 3000.- vergeben.
Am Sonntag gibt es einen Workshop von Helmut Mitter. Er ist selbstständiger Fotograf in Wien und bietet auch Imagefilme an. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der „Graphischen“ in Wien, der FH St. Pölten und der Prager Fotoschule in Kefermarkt gibt er sein vielfältiges Wissen an junge Fotograf(inn)en weiter. Wir schauen uns Filme von Herrn Mitter an und erfahren unter welchen Umständen sie entstanden sind. Dann zeigt er den sieben jungen Teilnehmern und mir, am Beispiel der Möglichkeiten seiner Kamera, wie wichtig es ist, Objekte und Protagonisten durch geringe Schärfentiefe freizustellen. Zum Schluss schauen wir uns noch ein Video Peter McKinnon auf YouTube an. Es zeigt, wie auch belanglose Locations durch ästhetisch gefilmtes Material und effektvollen Schnitt aufgewertet werden können.
Am Ende möchte ich vor den jungen Leuten meinen Hut ziehen. Sowohl vor denen, die Filme machen und mit viel Fantasie und Kreativität ihre Geschichten erzählen ohne sich von der Technik und ihren Tücken abschrecken zu lassen, als auch vor den Organisatoren des Festivals. Herzlichen Dank, dass wir bei euch zu Gast sein und eine schöne Zeit verbringen durften.
Bericht und Fotos von Dieter Leitner