Landesmeisterschaft 2017 in Kapfenberg

Landesmeisterschaft 2017 in Kapfenberg

Dieter Leitner ist Landesmeister 2017!

Toller Erfolg für unseren Club: Bei der Landesmeisterschaft der Steirischen Film-Autoren 2017 am 17.+18. März in Kapfenberg hat unser Club hervorragend abgeschnitten. Wir waren mit 9 Beiträgen beim Wettbewerb vertreten und alle Filme erhielten eine Medaille, 6 davon haben sich für die Staatsmeisterschaft in Kufstein im Juni qualifiziert!

Freitag, 17. März 2017: Wir sind auf dem Weg nach Kapfenberg zur Landesmeisterschaft. Da Susanne erst mittags von der Arbeit weg gekommen ist, sind wir spät dran und sehen vom ersten Film leider nur mehr das Ende.

Soweit wir das noch mitkriegen handelt „Kripperl Roas 2016“ von Emmerich Schaden von einer Reisegruppe, die sich an unterschiedlichen Orten Weihnachtskrippen, ja ganze Krippenausstellungen anschaut. Die Nahaufnahmen sind schön aber leider wird viel gezoomt und geschwenkt. Auch ist unklar, ob es sich um eine Reisereportage oder eine Krippendokumentation handeln soll.

Danach sehen wir den Minutenfilm von Friederike Mairegger, Johann Sbaschnigg und Horst Schimeczek. Die Pointe von „Erwartung“ sitzt und das Publikum ist amüsiert.

Der nächste Film ist ein Musikvideo. „Nu Renegade“ von Florian Pochlatko zeichnet sich durch tolles Licht und eine gute Kamera aus. Viele Gläubige stehen in einem Raum. Vor der verklärten, durch seine Anwesenheit verzückten Menge steht ihr Sektenführer und performt den Song. Die Charaktere sind gut gecastet und es wird viel mit Zeitlupen gearbeitet. Das Video macht einen professionellen Eindruck und erhält nicht umsonst Gold und den Sonderpreis für eine bemerkenswerte Regie.

Obwohl mein Film „Bedfellow“ (Dieter Leitner) am Computermonitor, Fernseher, im UCI beim screening vom Kinokabaret und bei uns vom Beamer im Club immer richtig belichtet herübergekommen ist, ist hier in Kapfenberg leider durch den hohen Kontrast, so gut wie gar nichts zu erkennen (die Technik wurde von Peter Glatzl höchst persönlich eingestellt und entspricht den VÖFA Normen. Vielen Filmen von anderen Autoren tut der hohe Kontrast gut). Ich bin entsetzt und sehe auch für meine anderen Filme im wahrsten Sinn des Wortes „schwarz“. Trotz allem wird der Film von der Jury mit Silber bewertet.

Stierkampf in Spielberg“ von Wolfgang Maringer entführt uns auf die Rennstrecke. Wir sehen das Training der Fahrer und der Mannschaft rund herum in tollen Einstellungen, Zeitrafferaufnahmen und aus dem Blickwinkel einer Drohne. Der Film  ist rasant geschnitten, aber ohne Text und dadurch für einen Clip vielleicht etwas lang. Zumindest wenn man nicht zur Zielgruppe der Rennsportbegeisterten gehört.

Rudi Bischoff hat seit der Clubmeisterschaft noch an „Die Bärenschützklamm – Unterwegs im Revier“ gearbeitet. Der Ton ist astrein, aber auch dieser Film wird durch den hohen, harten Kontrast hier, meiner Meinung nach, nicht besser. Er erhält von der Jury leider nur Bronze.

In der ersten Pause kommen wir dazu, alle zu begrüßen. Unser Michael Moor und Erich Riess mussten für geplante aber leider erkrankte Jurymitglieder einspringen. Den Vorsitz hat Richard Wagner. Elfriede Schwab und Peter Glatzl machen das Fünferteam komplett. Im Foyer der Musikschule steht ein Fernseher und der Filmclub Kapfenberg bietet Köstlichkeiten zur Stärkung an.

Block 2 beginnt mit „Best of Krampuslauf 2016“ von Hans Jürgen Bauer. Zu Beginn mit Bibeltexten, dann mit Musik hinterlegt, erfahren wir leider nichts über das Brauchtum, außer dem, was wir den Bildern entnehmen können, die sich nach kurzer Zeit auch gleichen.

Dry West“ – unser Minutencupfilm vom Team Alfons Bochmetz, Karl Geier, Susanne Dusek und mir (Dieter Leitner) – kommt gut an. Der Film wird mit Gold bewertet und erhält den Sonderpreis bemerkenswerte Kamera. Als Kameramann freue ich mich über diesen Preis besonders und der Pokal ist wunderschön.

Zigeuner ohne Sippe“ von Bernhard Wohlfahrter ist ein Spielfilm frei nach dem gleichnamigen Text von Konstantin Wecker, den wir auch aus dem Off hören. Die Protagonistin, eine Schülerin einer Maturaklasse möchte aus der Gleichförmigkeit im Verhalten und den Zielen der Menschen in ihrem Umfeld ausbrechen. Sie glaubt einen Gleichgesinnten zu finden, wird aber enttäuscht. Die Gleichförmigkeit wird durch Gesichtsmasken dargestellt. Die vielen bewegten Aufnahmen passen gut zur Dynamik des Films. Der Film wird mit Gold ausgezeichnet und gewinnt den Preis für ein bemerkenswertes Jugendthema und ist als einziger Jeunesse – Film des Bewerbs natürlich auch da der Beste.

Als nächster Film steht von Friederike Mairegger „Südliches China“ auf dem Programm. Für ihren Film ist die Projektion hier genau richtig eingestellt. Die Farben sind satt und warm und der Kontrast genau richtig. Der Film wird mit Silber bewertet und geht zur Staatsmeisterschaft. Bravo Ricki!

Zauneidechsen – die heimlichen Jäger“ von Bernhard Schmidt zeigt uns Insekten und Eidechsen in einer tollen Bildqualität und Nähe zu den Tieren. Der Film hat keinen Text und ist mit einem durchgehenden Vogelgezwitscher hinterlegt. Erst gegen Ende bekommen wir von einer Hummel etwas O-Ton zu hören.

In der Abendpause gehen wir mit Kollegen zum Mexikaner. Das Essen ist ausgezeichnet und es ist genug Zeit zum Tratschen.

Bei „Der Sulmsee im Südsteirischen Weinland“ von Johann Sbaschnigg kann man bei tollen Aufnahmen die Seele baumeln lassen. Die Jury bewertet Johns Film mit Silber und er geht auch zur Staatsmeisterschaft. Gratulation!

Auf der eisernen Straße über den Semmering“ von Helmut Köberl nimmt uns auf eine Wanderung entlang der Bahntrasse mit. Da ich nicht zur Zielgruppe der Zugliebhaber gehöre, hat mein Schubladensystem im Kopf diesen Film unter „ein weiterer Eisenbahnfilm“ abgelegt, tut mir leid.

Pilgerreise – Rom und Assisi“ von Fritz Neumann wird mir dagegen noch lange in Erinnerung bleiben. Unmengen von Informationen aus dem Off zu einer permanent schwenkenden und zoomenden Handkamera, dazu eine ruckelnde Projektion überlasten meine, nach einem langen Filmtag schon müden Augen. Fritz Neumann fängt sich mit dieser Leistung die einzigen beiden Teilnahme-Wertungen nebst 3-mal Diplom von der Jury ein.

Arachne“ kommt bei der Jury sehr gut an. Ich freue mich besonders über die Besprechung durch Elfriede Schwab, die ich schon den ganzen Bewerb lang für ihre Art, wie sie die Filme sieht und ihr Feedback zu formulieren weiß, bewundere. Ihr gefallen die filmische Erzählweise und die 3 Plotpoints. Arachne ist der einzige Film im Bewerb, der von allen 5 Juroren mit Gold bewertet wird, erhält den Sonderpreis für eine bemerkenswerte Idee und ich werde mit diesem Film zum steirischen Landesmeister 2017 gekürt.

Bei „Der Rückbau von ÖDK 3“ geht es um die Demontage, Abriss und Sprengung des ÖDK-Kraftwerkes in Voitsberg. Ich war schon gespannt auf diesen Film, da ich selbst bei der Sprengung des Kesselhauses durch das Bundesheer dienstlich dort war und einen Bericht darüber gemacht habe. Als Zeitdokument ist der Film von Werner Kelz sicher wertvoll, aber mir werden die 41 Minuten in denen Bautätigkeiten gezeigt werden, die durch kein einziges Interview unterbrochen werden, schon sehr lange. Die lieblich dahinplätschernde Musik, mit der der Film unterlegt ist, passt mir auch nicht gut dazu.

Das war der letzte Film am Freitag und Susanne und ich sind nach dem konzentrierten Filmschauen müde. Der Tag lässt uns aber auch im Bett unserer Pension nicht los und wir unterhalten uns noch lange über die Filme und ich google die Unterschiede von Kontrastverhält-nissen und mögliche Verbesserungen bei den Einstellungen meiner Filme. Nach 8 Jahren Videoclub sollte es doch möglich sein, seine Filme so auszuspielen, dass sie auf einem, nach VÖFA-Norm eingestellten Beamer nicht zu dunkel angezeigt werden. Wäre wirklich schade, wenn das bei der Staatsmeisterschaft wieder der Fall sein würde.

Samstag, 18. März 2017: Der letzte Block beginnt mit „Lenas Fantasie“ von Andreas Freigaßner. Wir kennen den Film schon vom Festival in Wals und obwohl die als Mozart verkleidete Dame, die wir Klavier spielen, dirigieren und im Garten ihres Hauses sehen, charismatisch ist, erreicht mich der Film insofern nicht, als mir die Aufnahmen zu wenig ästhetisch sind. Das liegt daran, dass mein Schwergewicht bei der Beurteilung eines Films immer zuerst auf der Kamera liegt. Diese Beurteilung ist also, wie alle meine Kommentare in diesem Text, rein subjektiv.

Die Faschingsrenner in der Krakau“ von Herbert Tischhardt ist ein Film über Brauchtum. Wir begleiten eine bunte Truppe von verkleideten Gesellen, wie sie von Hof zu Hof laufen, Hindernisse in Form von gespannten Ketten überwinden, tanzen und zusammen mit den Anrainern und Schaulustigen feiern. Die Kamera ist immer nah am Geschehen und die Information durch den Sprecher vom Informationsumfang genau richtig. Herbert Tischhardt sitzt hinter uns und wir erleben seine große Freude und Rührung über die anerkennenden Worte der Jury, Silber und den Sonderpreis für ein bemerkenswertes steirisches Thema als sehr sympathisch.

Wie schon bei der Clubmeisterschaft sehen wir als nächstes die längere Version von „Herr Karl sucht eine Putzfrau“  von Klaus Klimisch, Wolfgang Koschak und Gernot Heigl. Von der Jury wird die Doppeldeutigkeit bei Herrn Karls Suche erkannt, aber der Film erscheint ihnen als recht lang und sie vergeben nur Bronze. Bei der Staatsmeisterschaft geht die Suche nach einer Putzfrau in ihrer kürzeren Version beim Minutencup wieder ins Rennen.

Alfons Mandl nimmt uns mit seinem Film „Die Seychellen“ mit zu Palmen und Meer. Der Film ist eine kurzweilige, persönliche Reisereportage. Der Text ist von Umfang her gut und Herr Mandl spricht ihn selbst. Das unterstützt zwar die Glaubwürdigkeit, wirkt authentisch und auch sympathisch, aber leider ist zu bemerken, dass sich Herr Mandl bemüht, Hochdeutsch zu sprechen und absichtlich die „e“ in den Endungen betont, anstatt sie weg zu lassen.

Als vorletzten Film sehen wir meinen „Recover“ (Dieter Leitner). Ich habe den Film ursprünglich für den 99fire-films-award gemacht. Da durfte er nur 99 Sekunden lang sein. Ich habe ihn dann umgeschnitten und in der jetzigen Länge von ~ 3 Minuten lässt sich die Geschichte ohne Hudelei erzählen. Der Film wurde von den Juroren mit 2x Gold und 3x Silber bewertet und erhält somit Silber. Durch die, für meine Filme ungünstig dunkle Projektion, habe ich eine Ausrede, warum es nicht für Gold gereicht hat. Ja ich weiß, ich reite darauf herum, aber ich habe mich halt darüber geärgert, dass die Filme so dunkel waren.

Der letzte Film des Bewerbs ist „Ghegas Welterbebahn und eine unendliche Geschichte“ von Benno Buzzi. Es geht um die Semmeringbahn von ihrer Erbauung bis zur unendlichen Geschichte rund um den Semmering-Tunnel. Benno versteht es gut, mir ein so umfangreiches Thema in nur 20 Minuten nahe zu bringen. Er verfolgt das Projekt schon lange, so dass bis auf wenige, historische Aufnahmen das ganze Material von ihm selber stammt und er zu Recht dieses Projekt als (s)ein Lebenswerk bezeichnet. Der Film begeistert mich und auch die Jury, erhält Gold und den Sonderpreis für eine bemerkenswerte Dokumentation.

Da ich hier die Bewertung der Filme schon vorweg genommen habe, brauche ich über die Wertungsrunde der Jury keine Worte mehr verlieren. In der Zeit bis zur Siegerehrung entscheidet die Jury über die Sonderpreise und die Clubleitertagung findet statt.

Bei der Schlussveranstaltung stellt unser Club einen guten Teil der Gäste. Günther Agath versorgt die bereits vorher mit Sektflaschen beschenkten Autoren mit Sackerln voller Köstlichkeiten aus der Region und es wird noch einmal spannend, welche Sonderpreise die Jury an wen vergeben wird.

Alle 9 Beiträge unseres Clubs haben eine Medaille erhalten. 5 davon werden im offiziellen Programm der Staatsmeisterschaft laufen. Darüber hinaus wird unser Club zu den 3 Minutencupfilmen, die wir hier bei der Landesmeisterschaft gesehen haben, sicher noch weitere Filme zum Minutencup der Staatsmeisterschaft schicken können.

Am Ende möchte ich mich bedanken. Mein Dank gilt allen, die mich immer wieder und meist unentgeltlich und oft bis in die frühen Morgenstunden, bei meinen Projekten unterstützen, allen voran meiner lieben Susanne! Herzlichen Dank auch an alle, die mir so nett zu diesem Erfolg bei der Landesmeisterschaft gratuliert haben. Besonders erwähnen möchte ich auch Dave Lojek, der mich bei den Dreharbeiten und dem Rohschnitt von Arachne als Produzent und bei Regie unterstützt hat. Er hat, als Mitglied im deutschen Verband, den Film dort eingereicht und der Film hat auch bei den deutschen Bewerben bisher sehr gut abgeschnitten.

Bericht: Dieter Leitner

Die Landesmeisterschaft fand vom 17.-18. März 2017 in Kapfenberg in der Steiermark statt.

Veranstalter: 405, Filmklub Kapfenberg, Günther Agath: www.filmklubkapfenberg.at

VÖFA-Info: www.filmautoren.at/alt/ARCHIV/LANDESMEISTER/LM_2016/Region_4/body_region_4.html

Fotos: Wolfgang König und Dieter Leitner