Doris Dvorak ist Staatsmeisterin 2013!
Michael Moor war als Juror dabei!
Anlässlich ihres 30jährigen Bestehens veranstalteten die Filmautoren Ausseerland unter der Leitung ihres Obmanns Manfred Fuchs vom 17. bis 19. Mai im Kurhaus in Bad Aussee die diesjährige Staatsmeisterschaft der Österreichischen Film-Autoren.
Schon am Donnerstag Abends feierten die Ausseer Filmautoren bei vollem Saal mit Musik, Tanz, Tombola und natürlich einer Retrospektive des eigenen Filmschaffens unter Anwesenheit des Bürgermeisters ihr Bestandsjubiläum.
Ab Freitag stellten sich dann die 49 qualifizierten Filmbeiträge der fünfköpfigen Jury, der auch ich angehören durfte. Im Schnitt folgten schätzungsweise 100 bis 150 Zuseher, vorwiegend gut bekannte Insider, den Vorführungen. Die Filme wurden auf einer riesigen – fast zu großen – Leinwand in ansprechender Qualität ohne eine einzige Panne vorgeführt und konnten in ihrer Gesamtheit Jury und Publikum überzeugen. Ich kann mich an keine Staatsmeisterschaft erinnern, die – über alle Beiträge gesehen – ein solch hohes Niveau aufweisen konnte, und dies sowohl hinsichtlich der Breite der gewählten Themen als auch in handwerklicher Hinsicht. Die klassischen Reisefilme sind eindeutig rückläufig, Spielfilme nehmen in Anzahl und Qualität zu, Dokumentationen und Reportagen überwiegen, befassen sich aber vielfach mit ausgefallenen oder wichtigen, oft auch emotionalen Themen. Die klassische, geradlinig gestaltete Dokumentation kommt, auch wenn sie sauber gearbeitet ist, über eine Bronzemedaille nicht hinaus.
Entsprechend diesem hohen Niveau vergab die Jury 4 Gold-, 16 Silber-, 25 Bronzemedaillen und nur 4 Diplome. Obwohl sich die Mitglieder der Jury aufgrund des neuen Systems vor der Schlussbewertung nicht abstimmen konnten, lagen die Einzelbewertungen bei der Abstimmung bei nur 8 von 49 Beiträgen mehr als einen Rang auseinander – für mich ein positives Zeichen einer homogenen und konstruktiven Juryarbeit, wofür ich mich bei meinen JurykollegInnen sehr herzlich bedanken möchte. Freilich gibt es immer wieder unzufriedene Autoren, ich persönlich hatte aber doch das Gefühl, dass die Arbeit der Jury anerkannt, die Diskussionsbeiträge weitgehend gewürdigt und das Ergebnis überwiegend akzeptiert wurde. Aber letztendlich müssen das wohl andere beurteilen.
Regional gesehen, dominiert Wien eindeutig die Ergebnisliste, speziell der AFC Wien. Gleich 3 der 4 Gold- und 5 der 16 Silbermedaillen gehen an Clubs aus der Bundeshauptstadt, wobei auch die erfolgreiche Teamarbeit auffällig ist. Aus der Steiermark hatten sich 6 Filme qualifiziert, 4 davon erhielten eine Bronzemedaille. Unser Film- uns Videoclub Steiermark war ja leider mit keinem Beitrag vertreten.
Sehr positiv empfand ich persönlich die geringere Anzahl der qualifizierten Beiträge, sei es aufgrund eines geringeren Angebotes oder strengerer Auswahl bei den Regionalwettbewerben. Dadurch wurde das allgemeine Niveau angehoben, vor allem aber fiel der sonst übliche Zeitdruck während der Veranstaltung weg, was wiederum Raum für Pausen und Gespräche gab.
Abschließend möchte ich noch kurz die 4 Goldmedaillen erwähnen:
Sonja Steger wurde für ihren Beitrag „Das Vermächtnis“, einem Reisebericht aus dem Krüger Nationalpark ausgezeichnet, der durch bei Amateuren bisher wohl nie gesehenen Tieraufnahmen in technisch hervorragender Qualität beeindruckte, unterstützt von einem sparsamen, aber informativen Text, der Zeit zum Betrachten ließ.
Walter Wegscheider bringt uns in seiner berührenden Dokumentation „Leben heißt Bewegen“ einen vom Schicksal gezeichneten Mann namens Andi näher, der trotz einer unheilbaren Nervenkrankheit (Neuropathie), welche letztlich zur totalen Fehlfunktion seiner Beine führen wird, alleine auf einer Almhütte, die er sich selbst hergerichtet hat, abseits des Dorfes sein Leben meistert. Und nicht nur das, er bezwingt mit Unterstützung seiner Freunde noch einmal einen seiner geliebten Berggipfel und quält sich das letzte Viertel des Wien-Marathons mit unglaublicher Willenskraft bis ins Ziel. Die Kamera ist sehr nahe am Geschehen, lässt uns mitfühlen, ohne jemals die Intimsphäre von Andi zu verletzen.
„Der Junkie und der Soldat“ ist ein Spielfilm von Wolfgang Herzel, der die Episode „Die Dirne und der Soldat“ aus Schnitzlers Reigen ins heute transferiert mit einer hervorragenden Darstellerin, die die drogenabhängige Prostituierte im Wechselspiel ihrer Gefühle glaubhaft verkörpert, eine „runde“ Teamarbeit des AFC Wien in glaubwürdigem Ambiente, die auch den Preis der Jury erhielt.
Zur Staatsmeisterin 2013 wurde mit einem Stimmenverhältnis von 3:2 Doris Dvorak mit ihrem Film „Mein Wandelweg führt über Abgründe“ erkoren. In einer Art Spieldokumentation bringt uns der Beitrag das Wirken und Leben Egon Schieles näher. Ein deutscher Student der Schauspielkunst besucht das Leopold Museum in Wien und versetzt sich dabei in die Rolle Schieles, um diesem besser verstehen zu können. Der Film ist sehr genau recherchiert, bringt dem Betrachter den Künstler durchaus näher, bleibt aber in der Bewertung seines umstrittenen Schaffens neutral. Neben seiner dramaturgischen Idee besticht der Film durch seine sehr saubere filmtechnische Umsetzung im Hinblick auf Kameraführung, Lichtsetzung und Musikwahl.
Alle vier Goldmedaillen-Filme weisen ein wirklich hohes Niveau auf, zu dem man den Autoren vom Herzen gratulieren muss, ebenso wie den Ausseer Filmfreunden zu einer gelungenen Veranstaltung.
Bericht: Michael Moor
Die Staatsmeisterschaft fand vom 17.-19. Mai 2013 in Bad Aussee in der Steiermark statt.
Veranstalter: 303, Filmautoren Ausseerland, Manfred Fuchs: www.fuchs-video.at
Fotos: Dieter Leitner